Die Alten Alfelder

Auszug aus der Dissertation "Musikantenhandwerk" von Dr. Heidi Christ

In Alfeld wurde lange Zeit eine Notiz aus den Gemeindeakten, nach der drei ortsansässige Musikanten um die Ausstellung von Musikpatenten baten, als Ursprung der bis auf den heutigen Tag bestehenden Alfelder Musikanten betrachtet: 

 

Geschehen Alfeld, am 7. Dezember / 1863 / Ausschuß-Sitzung / Präs[ent] / Der Gemeinde Ausschuß / der Gemeindevorsteher / der Gemeindeschreiber. In heutiger Sitzung erschienen / und suchten um Aufnahme von Ge- / suchen um Musikpatenten auf / das nächste Jahr nach / 1. Ulrich Maul, Schuhmachermeister dahier / 2. Michael Vogel, Schuhmachergeselle / 3. Johann Lang dahier / ... Ihren Gesuchen wurde willfahrt / ... / Der Gemeinde Ausschuß [Schmidt Vorstand, Heinrich Fischer, Stefan Haas] (Kopie der Gemeindeakte am Archiv der FFV) 

 

Berichtigung: Aus vergilbten Blättern im Gemeindebuch konnte ich feststellen, daß bereits am 2. Dezember 1851 Johann Maul und Johann Vogel um »Musiklicenz« nachfragten, also vor 132 Jahren. Lebru, ergänzte der Alfelder Altbürgermeister Leonhard Bruckner (1913-2002) sein maschinenschriftlich erstelltes, privates Heimatbuch »Alfeld und seine Geschichte«, in dem er auf den Seiten 66 und 67 auch Anmerkungen zum »Musikleben« niedergeschrieben hat (Bruckner 1981: 66).

 

Das älteste, erhaltene Protokollbuch der Gemeinde Alfeld für die Jahre 1833 bis 1848 weist keine Bemerkungen zu lokaler Musikausübung nach. Im folgenden Protokollbuch, das den Zeitraum ab 1849 bis Anfang 1863 umfasst, sind zwischen 1851 und 1863 mehrfach Musikanten erwähnt. Dem Schuhmachergesellen Johann Maul wurde ein Leumunds-Zeugniß und Erneuerung seines Musik-Licenzscheines ertheilt, notierte der Protokollführer am 24. Juni 1854. Am 24. November 1855 

 

wurde folgendes beschlossen  / 1.) dem Joh. Maul ein Leumundszeugniß wegen Musiklicenz-Er-theilung / 2. dem Mich. Sixt dergl. Am 15. Juli 1856 wurde eine Sitzung für den Gemeindeausschuß anberaumt und abgehalten, bei welcher der Vorstand [noch vom Landgericht ihre] Zuschriften mittheilte. Nach einer derselben c. [16.?] d.M. soll für den Musikanten Leonhard Lang von hier ein Leumunds- u. Vermögensattest ausgefertigt werden. Dessen Leumund ist gut; Vermögen besitzt derselbe jedoch keines, was man bescheinigte. (Protokollbuch Alfeld 1849-1863)

 

Der Eintrag vom 3. Juni 1858 ist der zweite Nachweis zu Johann Vogel (vulgo Vogel-Hanni) aus Fürnried, der Klarinette, Tenorhorn und Basstrompete gespielt haben soll. Bei ihm scheint es sich um einen Bruder des 1863 um ein Musikpatent nachsuchenden Michael Vogel gehandelt zu haben. Er soll nach seiner Heirat mit einer Fürnrieder Hebamme in Fürnried gewohnt und weiterhin in Alfeld Musik gemacht haben. Von ihm sind keine Geburts- und Sterbedaten überliefert. Das Protokoll weist Johann Vogel als ausgebildeten Musikanten und Militärmusiker aus: 

 

Alfeld, am 3. Juni 1858. Bei der heutigen Ausschußsitzung wurde ein vom Kgl. Landgericht Sulzbach abverlangtes Vermögenszeugniß für Johann Vogel von hier [ehemalen als] Hautboist beim 11. Regiment zu Regensburg, dahin lautend ausgefertigt, daß derselbe ausgemachtes Vermögen nicht besitzt, und ihm sein Vater wenig, vielleicht gar nichts geben kann, da er schon mehreres auf seine Ausbildung als Musiker verwendet und bei einem sehr verschuldeten Anwesen eine zahlreiche Familie zu ernähren hat. (Protokollbuch Alfeld 1849-1863)

 

Abb. 1: Niederschrift im Alfelder Protokollbuch vom 2. Dezember 1851.
Abb. 1: Niederschrift im Alfelder Protokollbuch vom 2. Dezember 1851.

Vermutlich spielte Johann Vogel unter Musikmeister Julius Blank, der zwischen 1852 und 1871 das Musikkorps des 11. Königlich-Bayerischen Infanterie-Regiments »von der Thann« in Regensburg leitete (vgl. Schnebel 2004: 94). Über die Ausbildung als Musiker können an dieser Stelle nur Vermutungen angestellt werden. So ist es denkbar, dass Johann Vogel beim Laufer Stadttürmer und Stadtmusikus Bachmeier, dem Sulzbacher oder Amberger Stadttürmer (vgl. Polaczek/Wax 2002) in die Lehre ging; die Stadtkapelle in Hersbruck wurde erst 1900 gegründet (vgl. Kindt 1996: 15).

 

Bereits das II. Verzeichnis derjenigen Individuen, welche Musiklizenzscheine für mehrere Kreise, oder für mehrere in verschiedenen Kreisen gelegene Polizeibezirke für das Jahr 1840 nachsuchen weist mit Leonhard Maul und Michael Sixt zwei Musikanten aus Alfeld nach. Mit Michael Sixt, der aufgrund der Quellenlage um 1790 geboren sein muss, scheint damit auch für Alfeld Musikausübung lange vor 1840 nachweisbar (MH 3502). Auf seine Person und die Musiklizenzen gehe ich weiter unten ausführlich ein. Außer der Bemerkung des damaligen Pfarrers Leinisch von 1860 ... die Alfelder singen stundenweit am besten, die ohne Quellenangabe auf der Rückseite des Plattencovers zur LP »Alfelder Musikanten. Volksmusik zum 125jährigen Jubiläum« zitiert ist, sind aus dieser frühen Zeit keine weiteren Nachrichten über das Musikleben in Alfeld bekannt.

 

Ulrich Maul war der Ur-Urgroßvater des heutigen Kantors Karl Maul (Rammerhannes genannt) und Michael Vogel zog nach Fürnried [Bruckner verwechselt wohl Michael und Johann Vogel; Anm. Christ]. ... Über die Tätigkeit von Johann Lang ist nichts zu erfahren, notierte Leonhard Bruckner (Bruckner 1981: 66). Das Alfelder Sterbebuch führt Johann Ulrich Maul, Schuhmacher, 73 Jahre, Alfeld, gest. 6. März 1899 und Johann Michael Vogel, Schuhmacher und Musikant, ledig, 59 Jahre, gest. 1. Februar 1893 (Tote Alfeld). Zum Namen Johann Lang sind zwei Vermerke zu finden: Im Register vermerkt ist der Witwer Johann Lang, der 1879 in Alfeld verstarb, im Sterbebuch »Tote 1883-1949« ist Johann Lang, Schuhmachermeister, verwitwet, protestantisch, 77 Jahre 3 Monate 20 Tage alt, Alfeld, † 20. Oktober 1894 aufgeführt. Wohl bei keinem von beiden handelt es sich um den hier gesuchten Musikanten Leonhard Lang. Nach dem Eintrag in der Tabelle zur Begutachtung über die neu eingereichten Gesuche um Musik-Lizenz-Scheine für herumziehende Musiker pro 1862, fortlaufende Nummer 46, Landgericht Sulzbach, war Leonhard Lang damals 27 Jahre alt, also 1834 oder 1835 geboren. Er war ledig, Schustergeselle und gab an, seit neun Jahren als Musikant herumzuziehen. Nach dem für die Erlangung eines Musiklizenzscheines nötigen Zeugnisses, ausgestellt vom Seminarleiter in Altdorf vom 24.11.1859 spielt[e] derselbe Trompete u. Althorn recht gut (MH 3504).

 

Noch weniger als in Happurg sind in Alfeld Fakten zur frühen Geschichte der örtlichen Musikkapelle greifbar.  Da bestimmte Familiennamen, allen voran der Name Maul, in Alfeld sehr häufig sind, sind die Verwandtschaftsverhältnisse nur schwer zu klären. Die von den Familiennamen abweichenden Hausnamen erleichtern die Recherche auch nicht, zumal die Auflistung in Albert Gengs »Geschichte Alfelds« keine Datierungen enthält (vgl. Geng 2006: 121-129). Da sich viele Alfelderinnen und Alfeder jedoch für die lokalen Musiktraditionen und deren Träger interessieren, sind im Ort Erzählungen und Namen bekannt. Nach kollektiver Erinnerung soll es um 1880 in Alfeld gleichzeitig zwei Musikkapellen gegeben haben. Georg Maul, Klarinettist aus der derzeit vorletzten Alfelder Musikantengeneration, hat im November 1977 aus unbekanntem Anlass die im Ort allgemein verbreiteten Überlieferungen niedergeschrieben. Seine Zusammenstellung deckt sich im Wesentlichen mit der kürzeren Niederschrift von Leonhard Bruckner (Bruckner 1981: 66f) Die dort aufgelisteten Namen dienen als Anhaltspunkt, die Recherche nach Lebensdaten in den Alfelder und Fürnrieder Sterbebüchern erbrachte jedoch, dass das kollektive Gedächtnis hier mehrfach irrt. Sicher nicht bei den Namen der Musikanten, sondern bei der zeitlichen Einordnung. Man unterscheidet im Ort zwischen den Alten Alfelder Musikanten und den Jungen Alfelder Musikanten. 

 

Bei den Alten Alfelder Musikanten haben nach Georg Mauls Beschreibung sieben Musikanten gespielt. Zu Johann Bruckner aus Alfeld konnten keine weiteren Daten gefunden werden, ebenso  wenig zu dem Trompeter Schwab aus Schupf. Zu dem Tubisten Schmaus, der einen Fahrrad- und Nähmaschinenhandel in Alfeld betrieben hat, sind ebenfalls keine Daten vorhanden. Mit ihm werden von Georg Maul der Vorname Johann, von Hans Vogel der Vorname Georg in Verbindung gebracht. Hans Vogel erinnerte sich, dass Georg Schmaus’ Sohn nach Nürnberg verzogen sei (Interview vom 25.04.2007). Hans Maul wusste, dass er bei vielen seinerzeit bekannten Kapellen tätig war: 

 

... der alte Schmaus, der hat übrigens ... weitläufig gespielt. Der hat bei den Klein in Neukirchen gespielt, der hat bei den Brunner gespielt ... überall, zeitweise halt. Wenn wieder Mangelware war ... weil ... öfters haben die Bassisten gefehlt, auch früher schon. Und da ist der immer wieder eingesprungen. (Interview vom 04.12.1996b) 

 

Hans Lederer soll um 1880 Es- und B-Klarinette gespielt haben. Der einzige passende Eintrag im Sterbebuch »Tote 1883-1949« lautet auf Johann Michael Lederer, Schneider und Musikant, ledig, 24 Jahre, gest. 30. September 1893. Hans Walz, der Trompeter aus Alfeld mit dem an anderer Stelle vermerkten Hausnamen »Haffners-Hans« ist mit folgendem Sterbebucheintrag zu identifizieren: Walz Hans, Hafnermeister, Alfeld Hrs. Nr. 122, geb. 22. Aug. 1886 Alfeld, ... † 4. Juli 1941, Alfeld 122, ... sehr große Beteiligung (Tote Alfeld). Johann Söhnlein, Maurer u. Musiker, vulgo Wamperl-Hanni, für den die Instrumente Klarinette, Basstrompete, Tenorhorn und Geige angegeben sind, war am 24. Mai 1847 zu Alfeld als Sohn des Maurergesellen Johann Söhnlein u. s. Ehefrau Barbara geb. Roth von Thalheim geboren worden. Er wohnte im knapp einen Kilometer entfernten Weiler Kauerheim und starb am 10. Sept. 1909 (Tote Alfeld). Seine Söhne Johann und Konrad führten die Kapelle in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. 

 

Zu den Jungen Alfelder Musikanten zählt Georg Maul fünf Musikanten. Leonhard Schötz (vulgo Hoch-Löidl bzw. Zimmer-Löidl) stammt aus Ödhag bei Schwend. Das Sterbebuch »Tote, 1896-, Archiv des Ev.-luth. Pfarramtes Fürnried K 21« führt den fr[üheren]. Landwirt u. Musiker mit den Daten 23.11.1894 bis 18.02.1973 (Tote Fürnried). Nach Angaben seines Sohnes Hans Schötz (geb. 1923) spielte er Klarinette, Bass, Althorn, Geige, was halt angestanden ist. Sein erstes Instrument sei, wie damals üblich, die Geige gewesen, die er von seinem Vater lernte. Mit zwölf Jahren habe der Hoch-Löidl schon die erste Hochzeit mitgespielt. Wo der Großvater, der ebenfalls Leonhard hieß, mitspielte, wusste Hans Schötz nicht, berichtete jedoch, dieser habe vor dem Ersten Weltkrieg der Regimentsmusik angehört (Interview vom 21.06.1993). Johann Kellermann (vulgo Fischermichl-Hanni) erscheint im Alfelder Sterbebuch: Zimmermstr. von Alfeld, ... geb. 22. XI.1877; † 29. Mai 1938 (Tote Alfeld). Auf Johann Sixt (vulgo Stemberer-Hanni) trifft der Eintrag ebendort Leonhard Sixt, Musiker und Drechsler in Alfeld, ... geb. 27. Juni 1866 ... † 3. Januar 1911 zu. Der abweichende Vorname mag sich daraus erklären, dass um 1930 tatsächlich ein Johann Sixt aktiv war. Bei Michael Niebler (vulgo Heffner-Michl) scheint es sich um den Gütler und Häusler in Alfeld, geb. 7. Aug. 1873 in Alfeld ... † 16. Sept. 1919 zu handeln (ebda.). Der Musikant mit dem Hausnamen »Federl-Sepp« aus dem heute zur Gemeinde Birgland gehörenden Ort Betzenberg konnte bisher noch nicht identifiziert werden. Der Familienname Federl taucht in den Erzählungen von Hans Maul auf, der versucht hat, Verwandtschaftsverhältnisse der Musikanten untereinander zu erklären und damit ein eindrückliches Beispiel von verwirrenden Familien- und Hausnamen gab. Er selbst war demnach mit Hans Vogel doppelt verwandt: Heinrich war der Bruder seiner Großmutter mütterlicherseits, dessen Ehefrau die Schwester seines Großvaters väterlicherseits. Die Mutter des Haisl-Hans (Hans Lederer, 1869-1893) war wiederum eine Schwester zu Heinrich Vogel. Alle Vogel-Linien zusammen hatten den Hausnamen Louerer. Auch der Hoch-Löidl hatte Vorfahren bei den Louerer, welche irgendwie mit der Hochwawl zusammenhängen, die einen gewissen Federl geheiratet hat, der am Hoch – in Ödhag – gewohnt hat. Diese Hochwawl sei der eigentliche Motor der Alten Alfelder gewesen, sie sei sommers wie winters mit Lederpantoffeln herumgelaufen, habe alle Musikanten zu den Proben in Alfeld zusammengeholt, jeder Probe beigewohnt und sei nachts wieder nach Ödhag zurückgekehrt. Eine ganz Couragierte sei sie gewesen, ihren eigentlichen Namen wisse er aber nicht mehr (Interview vom 03.08.1993).

 

Abb. 2: Die "Alten" aus Alfeld bei einer Hochzeit in Matzenhof, um 1900
Abb. 2: Die "Alten" aus Alfeld bei einer Hochzeit in Matzenhof, um 1900

Von einer Hochzeit in Matzenhof um 1900 soll die Fotografie stammen, auf der die Alfelder Musikanten abgebildet sind. Hans Vogel meinte im Jahr 2007 darauf Johann Kellermann (zweiter von links), Johann Schmaus (Tuba, ganz rechts) und einen Vogel (zweiter von rechts) zu erkennen. Während Hans Vogel sich sicher war, dass es sich um seinen Vater Johann (1899-1970) handeln müsse, gehe ich davon aus, dass es sich um seinen Großvater Heinrich (1862-1909) handelt, zumal eine Alfelder Seniorin als dritten von links den 1893 verstorbenen Johann Lederer zu erkennen glaubte und damit das Entstehungsdatum bestätigen würde. Georg Maul benennt die Musikanten von links als Johann Bruckner, Schwab von Schupf, Johann Lederer, Hans Walz, Johann Söhnlein sen., unbekannt, Schmaus sen. 

 

Georg Maul vermutet, dass die Unterscheidung in »alte« und »junge« vom Alter der Musikanten herrührt, sein ehemaliger Kollege Hans Maul mutmaßte, die Bezeichnung »Die Alten« komme daher, dass die Alfelder Kapelle die älteste in der Umgebung gewesen sei:  umsonst haben die nicht den Namen ‚Die Alten’ getragen, weil sie die alten waren im ganzen Umkreis. Die Daten aus Happurg, Hirschbach und Neunkirchen, wo gleichzeitig mit der Alfelder Kapelle weitere Kapellen aktiv waren, widersprechen dem Alfelder Lokalpatriotismus. Fotografien aus Fürnried bestätigen allerdings beider Erinnerung, dass etliche der jüngeren Alfelder Musikanten unter der Führung von Heinrich Vogels Sohn Johann (1899-1970) in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eine eigene Kapelle bildeten, die als Kapelle Vogel oder Birgkapelle – von der geographischen Region Birgland – bekannt wurde. Ein Foto, das anlässlich einer Hochzeit um 1935 entstand, zeigt diese Kapelle.

 

Da hat es a weng Zwietracht gegeben, mit meinem Nachbarn da, das war der Leiter von der zweiten Kapelle.  ... Walz, Hafnermeister Walz, der hat selber Ofen gemacht ... Der hat eine zweite Kapelle ..., die ist dann wieder flöten gegangen. ... Die Alfeldern einfach, hat es geheißen, die alten oder die jungen. ... Das war vor dem ersten Weltkrieg und danach auch. Und das ist dann wieder zerplatzt, beschrieb Leonhard Bruckner diese Phase (Interview vom 06.11.2000).

 

Abb. 3: Kapelle Vogel (Birg-Kapelle).
Abb. 3: Kapelle Vogel (Birg-Kapelle).

Die Geburtsdaten von vier Musikanten – Michael Niebler (1873-1919), Johann Kellermann (1877-1983), Hans Walz (1886-1941) und Leonhard Schötz (1894-1973) zeigen, dass diese zwischen 1875 und 1885 noch nicht zur Kapelle gehören konnten. Die beiden Letzteren sind kaum vor der Jahrhundertwende aktiv geworden. Darüber hinaus fehlt in der Auflistung Georg Mauls der nachweislich in den 1880er Jahren musizierende Leonhard Fischer. Von ihm stammt das derzeit älteste »Noten Buch / Clarinetto / in Es für / Johann Leonhard Fischer / Alfeld«, das hauptsächlich Ländler, Walzer, Bairische (also Zwiefache) und Märsche enthält und 1886 datiert ist. Johann Fischer, Maurer u. Musiker, starb am 20.03.1903 im Alter von 57 und einem halben Jahr (Tote Alfeld). Auch der im Januar 1882 geborene Sohn des Johann Vogel, Heinrich fehlt in der Zusammenstellung. Heinrich Vogel wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei Verwandten väterlicherseits in Alfeld auf, lernte dort das Musikantenhandwerk und spielte mit Alfelder Musikanten (Gespräch mit Hans Vogel vom 17.04.2007). Erstaunlicherweise erwähnt Georg Maul auch seinen eigenen Großvater Johann Maul nicht (1859-Sterbedatum unbekannt), der Tuba spielte. Weiter erwähnt Leonhard Bruckner – den, wie Georg Maul ergänzte, Geiger und Basstrompeter – Johann Ramsauer (vulgo Süßn-Hansl) aus Alfeld und Hans Jakob (Bruckner 1981: 67). Aus den biographischen Daten der Alfelder Musikanten muss man wohl den Schluss ziehen, dass es zwischen der Mitte des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine Anzahl Musikanten unterschiedlicher Generationen gegeben hat, die in parallelen Partien gespielt haben.

 

Vermutlich 1910 entstanden die ersten von über 65 Schellack-Aufnahmen mit den Alten aus Alfeld, wie sich die Kapelle nannte, meist mit dem Zusatz »Oberpfälzer Bauernkapelle«, beziehungsweise bei den nach 1911 datierbaren Platten »Mittelfränkische Bauernkapelle«, bei einer Aufnahmesitzung 1913 gar »Mittelfränkische Salonkapelle«. Darüber hinaus sind keine Unterlagen über die Aktivitäten der Kapelle vorhanden. 

 

Möglicherweise noch vor dem Ersten Weltkrieg begann Michael Maul (vulgo Kreizer-Michl, 1899-1975) seinen Klarinettenunterricht bei Johann Leonhard Fischer. Michael Maul musste in den beiden letzten Kriegsjahren 1917 und 1918 einrücken, er kämpfte an der Somme und in Flandern. Bei seinem Eintrag in der Kriegstammrolle ist in der Spalte Bemerkungen verzeichnet: im Gaskampf ausgebildet und als Hornist (Kriegstammrolle 2104). Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind in Alfeld die Namen zweier Brüderpaare überliefert: Michael und Georg Maul (vulgo Kreizer-Michl und Rammer-Girgl) sowie Leonhard und Konrad Söhnlein (vulgo Wamberl-Lernard und Wamberl-Rattl). Michael Maul spielte Klarinette, sein Bruder Georg (1906 - um 1970) Trompete, Leonhard Söhnlein (Geburts- und Sterbedaten unbekannt) spielte Tuba, sein Bruder Konrad (1903-1977) Geige, Basstrompete und ebenfalls Tuba. In der Ortschronik Leonhard Bruckners ist zudem Johann Lederer erwähnt, der, wie sein Vater Hans, Schneider gewesen sein soll: 

 

Hans Lederer, Musiker und Dirigent verschiedener Gesangvereine, erwarb sich durch sein Können Ansehen. Er war Schneider, wie auch sein Sohn Johann, der ebenfalls Kenner und Könner auf musischem Sektor war. Auch er war lange Jahre Chorleiter bei verschiedenen Vereinen, kehrte 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück und übernahm wieder den Gesangverein 1852, den während des Krieges sein Vater leitete. Johann Lederer verstarb im Dezember 1976. (Bruckner 1981: vor 77b unpaginiert eingefügt)

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er nicht mehr als Musikant aktiv. Zusammen mit dem bereits erwähnten, 1983 ledig verstorbenen Johann Michael Lederer gab es in Alfeld drei Schneider und Musikanten mit Namen Hans (bzw. Johann) Lederer.

 

Während die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg datierten Schellack-Platten noch unter dem Namen »Die Alten«, Mittel-Fränkische Bauernkapelle, Alfeld erschienen, trat die Kapelle nachweislich erstmals 1923, im Zeitungsbericht über die Einweihung des Alfelder Kriegerdenkmals, unter der Bezeichnung Kapelle Joh. Söhnlein sen. in Erscheinung (HZ 15.-16.05.1923). Die Bezeichnungen für die Kapelle wechseln in den einzigen greifbaren Dokumenten zwischen 1923 und 1928: Alte Kapelle Alfeld (HZ 19.07.1923), Alfelder Kapelle (HZ 26.05.1925), Die Alten (HZ 30.05.1928). Ab 1930 bis 1937 erscheint in der Hersbrucker Zeitung mehrfach und ausschließlich der Name Kapelle Söhnlein (HZ 19.06.1930, HZ 24.06.1930, HZ 07.06.1933, HZ 14.06.1937). 

 

Zu diesem Zeitpunkt scheint die Familie Söhnlein die Geschicke der Kapelle fest in Händen gehalten zu haben. Johann Söhnlein sen. (1872-1964), sein Bruder Konrad sen. (1884-1944) sowie seine drei Söhne Johann jun. (1893-1957), Konrad (1903-1977) und Leonhard (keine Daten ermittelbar) waren wohl die maßgeblichen Mitglieder der Kapelle. Konrad Söhnlein sen. soll einem Bleistifteintrag im Sterbebuch zufolge Militärmusiker gewesen sein. Johann Söhnlein von hier, der im Alter von 92 Jahren verstarb, erlernte bei Vogel in Fürnried Musik. Er ging allwöchentlich mit der Laterne abends dorthin und nützte die Abendstunden, überliefert Leonhard Bruckner in seinem heimatgeschichtlichen Typoskript (Bruckner 1981: 66). Wie zwei Zeitungsbelege vom 19.06.1930 und 24.06.1930 nahelegen, spielten auch die Alfelder in mehreren Partien. Anders lässt sich schwer nachvollziehen, wie die Kapelle Söhnlein am 21.06.1930 die Sonnwendfeiern in Pommelsbrunn und Alfeld ausgestaltet haben sollten (HZ 19.06.1930 und HZ 24.06.1930). Darüber hinaus bildeten Johann Söhnlein sen. und sein Sohn Konrad eine Vielzahl von jungen Musikanten aus. Konrad übernahm dabei die Grundausbildung an der Geige, der Vater war für die Fortgeschrittenen zuständig, die schon ein weiteres Instrument wie Klarinette oder Trompete lernen durften. In dieser Zeit soll beinahe in jedem zweiten Alfelder Haus eine Geige vorhanden gewesen sein und auch Zither hätten viele gespielt, erinnerten sich Georg Maul und Hans Maul (Interview vom 04.12.1996b). Leonhard Bruckner konnte über die Kapelle Söhnlein folgendes berichten:

 

 ... das muss ich jetzt aufzählen, die [Kapelle Söhnlein, das]waren zwei Klarinetten, ein Rundhorn, ein Bass und ein oder zwei Trompeten, das weiss ich nicht mehr und der alte Söhnlein, der hat dazu begleitet mit der Geige. Das hat man oft nicht gehört, der wenn nicht dabei gewesen wäre, das wäre gerade so gewesen am Tanzboden ... Das war die Kapelle Söhnlein ... die war bekannt, die hat sich lange gehalten. (Interview vom 06.11.2000)

 

Abb. 4: Hochzeit Blos, vor dem 2. Weltkrieg.
Abb. 4: Hochzeit Blos, vor dem 2. Weltkrieg.

Auch in Alfeld ließ der Generationenkonflikt nicht lange auf sich warten. Johann Söhnlein jun. soll – ein genauer Zeitpunkt war nicht zu ermitteln – die Alfelder Kapelle verlassen haben, als er seinen Vater und seinen Onkel musikalisch erreicht, wenn nicht gar überflügelt hatte. Vater und Sohn konnten somit die gleichen Funktionen in der Kapelle wahrnehmen, der Jüngere verließ die Kapelle, weil sonst hätte ja der Alte daheimbleiben müssen ... Ja, das hat es schon öfter gegeben .... der Hanni, der ist abgehauen, der ist nach Pommelsbrunn, ... in Eschenbach oder irgendwo, hat der mitgespielt, der ist nie mehr [als aktiver Musikant] nach Alfeld gekommen, 

 

erläuterte Hans Maul (ebda.), der ab 1935 ebenfalls zu den Geigenschülern von Konrad Söhnlein jun. gehörte. Etwa ab Herbst 1936 lief er jeden Sonntag nach Fürnried, das sind zweieinhalb Stunden Fußweg – einfach, wo er bei seinem Vetter Johann Vogel Trompetenunterricht bekam. Bub, schau, dass du rankommst ... weil wenn die Kirwan losgehen im Sommer, musst du mit, feuerte ihn im Frühjahr 1939 der Fürnrieder Klarinettist Peter Steger an, als die ersten Musikanten einrücken mussten. Dann ist der Krieg ausgebrochen. Dann war Ende. Aus. Schluss. ... Und ich habe ja auch einrücken müssen, fasste Hans Maul seine kurze Trompeter-Karriere zusammen (ebda.)

 

Im Gegensatz zur Kapelle Dorn, die in der NS-Zeit viele Einsätze für Partei, Parteigliederungen und Rundfunk wahrnahm und damit häufig in der Regionalzeitung Erwähnung fand, sind Belege zu den Alfelder Musikanten aus dieser Zeit rar. Da mir aus Alfeld auch keine Einnahmebücher oder anderweitige private Aufzeichnungen zur Verfügung standen, sind den wenigen Zeitungsbelegen und knappen Erinnerungen Georg und Hans Mauls derzeit keine Ergänzungen hinzuzufügen. Die Trauerdanksagungsanzeige für den Bäckermeister Leonhard Hirschmann ist der letzte auffindbare Beleg für Aktivitäten der Kapelle Söhnlein vor dem Zweiten Weltkrieg. (HZ 14.06.1937). Einer der letzten Spieltermine war mit größter Wahrscheinlichkeit die Alfelder Kirwa Ende August 1939.

 

Michael Maul wurde 1939 eingezogen und kam im Juni 1945 nach Hause. Als im Oktober 1945 die erste Kirchweih im Hersbrucker Land in Förrenbach stattfand, konnte die bereits erwähnte Besetzung mit Alfelder und Happurger Musikanten mit Genehmigung der Militärregierung spielen (Interview vom 02.08.2000a). Offensichtlich herrschte innerhalb dieser Nachkriegsbesetzung Übereinstimmung darüber, dass es sich dabei um eine von außerhalb ergänzte Alfelder Kapelle, wohl unter Federführung von Konrad Söhnlein jun. handelte. Nicht nur die Passage im bereits zitierten Brief Georg Schmidts an Michael Maul ... denn ich nehme bestimmt an, wenn dein Bruder Georg mal zurück ist, daß Ihr Eure Kapelle selber wieder auf macht. ... Leonhard muß sich halt nun fest hinter den Baß machen, daß er meine Stelle vertritt, und Euer Laden weiter läuft (Brief Schmidt vom 29.02.1948), weist darauf hin. Die Erzählungen von Georg und Hans Maul erwecken denselben Eindruck. 

 

Georg Maul jun., der unmittelbar nach dem Krieg von seinem Vater zunächst auf der Geige, dann auf der Klarinette unterrichtet wurde, 1946 sporadisch und ab 1947 fest in der Kapelle mitspielte, spricht voll Bewunderung vom guten Gehör der älteren Musikanten: 

 

... der Dorn, der hat ganz gut gehört, ... wenn da was nicht gestimmt hat, hat der sofort gesagt »Michl, ihr müsst’s zusammenstecken« oder was ... und auch der alte Wamperl [d.i. Johann Söhnlein sen.] ... wenn da was nicht gestimmt hat, haben die gleich geschimpft. (Interview vom 04.12.1996a) 

 

Im Jahr 1949 kehrte Georg Maul, Michaels Bruder und zugleich Patenonkel von Georg jun. aus der Gefangenschaft nach Hause zurück und schloß sich erneut der Kapelle an. Damit stellten zwei Familien, Maul und Söhnlein, die Musikanten.

 

... da war auch einmal ein ganz schönes Stück, da sind wir einmal im Fasching, ... da haben wir in der Fosnat gespielt in ... Guntersrieth ... Da waren die Bälle ja noch Sonntags, nicht Samstags, ... wird so ’49, ’50 gewesen sein, mit den Alten noch, da sind wir dann Sonntag Nachmittags losmarschiert, ist noch einigermaßen gegangen, die ganze Nacht gespielt bis um halb drei oder drei, ... jetzt wollen wir in der Früh heim, jetzt war es vollkommen glatt, war spiegelglatt, ... also, was machen wir. ... mein Vater und mein Pate, [der] Trompete geblasen hat, und ich, wir sind dann beim Morgengrauen gegangen und die Söhnlein, ... nach Gunthesried die erste Wirtschaft war Heldmannsberg, da sind sie eingekehrt. Nach Heldmannsberg sind sie dann runter nach Thalheim, da war dann die zweite Wirtschaft, sind sie eingekehrt, und dann am Dienstag Abend waren sie ... in Alfeld, da haben sie ... oben beim Wallerwirt ... noch gespielt. (ebda.)

 

Georg Maul jun. ist diese Begebenheit in Erinnerung geblieben, weil die drei Mauls bei diesem Faschingsball je neun Mark verdient hatten. Neun Mark, den ganzen Abend. Der Mann neun Mark! Das weiss ich noch. Nachmittag vielleicht um vier weggelaufen, da hinüber, da hat man ja ein paar Stunden gebraucht, ... zum Spielen dann, und dann in der Früh heimgekommen, neun Mark den Abend. Während die Mauls aus beruflichen Gründen unbedingt Montag früh wieder zur Stelle sein mussten – Michael Maul in seinem Gemischtwarenladen, Georg Maul sen. in seiner Schusterwerkstatt und Georg Maul jun. auf seinem Arbeitsplatz in Hersbruck –, nutzten die Söhnleins, die als Maurer im Winter keine feste Arbeit hatten, die Gelegenheit offenbar zu weiterem Verdienst (Interview vom 04.12.1996a).

 

Zum letzten Mal trat die Kapelle 1951 bei der Kirchweih in Traunfeld auf. Georg Maul erinnert sich noch genau daran, wie sein gleichnamiger Patenonkel damals sagte, dies sei für ihn die letzte Kirwa, er höre danach auf. 

 

Konrad Söhnlein jun. sammelte darauf hin ein paar junge Musikanten um sich, zu denen auch Konrad Ramsauer (1921-1985) und Leonhard Schramm (geb. 1929) gehören. Den Alfeldern ist diese Formation als Wamberl-Kapelle im Gedächtnis geblieben. Konrad Söhnlein jun. erhielt anlässlich einer Rundfunk-Aufzeichnung im Oktober 1968 die Gelegenheit, aus seiner Erinnerung zu berichten. Er wurde ans Mikrofon geholt und vom Leiter der Sendung, Ulsamer, interviewt. Er erzählte von der Gründung der Alfelder Kapelle und den vielen Schwierigkeiten, die ihr in der ersten Zeit immer wieder im Wege standen. Die Kapelle bestand damals schon aus sieben Mann. Ihr Repertoire bestand aus »schöine Walzer, Ländler und Zwiefache«. Auf die Frage des Reporters, wo denn der Name »Wamberl-Kapelle« herkomme, gestand Konrad Söhnlein freimütig, daß diese lustige Bezeichnung auf seinen Vater zurückzuführen sei, den man wegen seines Bäuchleins scherzhaft den »Wamberl« genannt habe. (HZ 23.10.1968)

 

Abb. 5: Leonhard Schramm (Trompete) mit Johann (Tuba) und Konrad (Tenorhorn) Söhnlein, um 1950.
Abb. 5: Leonhard Schramm (Trompete) mit Johann (Tuba) und Konrad (Tenorhorn) Söhnlein, um 1950.

Leonhard Schramm hat bei Konrad Söhnlein jun. Trompete gelernt und erinnerte sich daran, dass auch ältere Musikanten bei dieser Kapelle mitspielten. Kirwan hätten sie nicht gespielt, dagegen ein paar Mal Christbaumverlosungen und im Biergarten. Vor allem, weil er aus beruflichen Gründen nicht mehr alle Termine wahrnehmen konnte, beendete Leonhard Schramm bald seine musikalische Laufbahn. Er hat seither nie mehr Trompete gespielt, einen Teil seiner Noten übergab er an Georg Schmidt, den Schwiegervater seiner Nichte Gisela (Interview vom 06.04.2001a). Auch die Brüder Michael und Georg Maul zogen sich zu Beginn der 1950er Jahre aus der Tanzmusik zurück, während die Söhnleins noch einige Zeit weiter spielten (Interview vom 04.12.1996a). Wassereinlagerungen in Händen und Füßen beschränkten Johann Söhnlein sen. in seinen musikalischen Aktivitäten, Konrad Söhnlein jun. litt an Osteoporose (Interview vom 06.04.2001b). Ähnlich wie in Happurg waren die alten Musikanten nicht bereit, sich den Wünschen des Publikums anzupassen und die moderne Tanzmusik der 1950er Jahre in ihr Repertoire aufzunehmen. ... der alte Söhnlein hat gesagt »also die müssen tanzen, wie wir pfeifen«, also die – aber das hat dann bloß ein Jahr gedauert, dann war ausgepfiffen! konstatierte Hans Maul (Interview vom 04.12.1996b).

 

Johann Söhnlein sen. durfte noch etliche Jahre beobachten, wie sich die Tanzmusik in Alfeld weiterentwickelte. Was er davon hielt, ist nicht überliefert. Sein Beitrag zum Gesellschaftsleben Alfelds wurde anlässlich seiner Beisetzung in der Hersbrucker Zeitung gewürdigt. 

 

Musiker Söhnlein zu Grabe getragen. Alfeld (br.) Zur letzten Ruhe gebettet wurde am Dienstag Nachmittag der älteste Bewohner Alfelds, Musiker Johann Söhnlein, der das stattliche Alter von 92 Jahren erreichen durfte. Unter Vorantritt der Alfelder Blaskapelle und in Begleitung der Kriegerkameradschaft, des Gesangvereins »Liederkranz« und vieler Trauergäste bewegte sich der Trauerzug zum Gotteshaus und Friedhof. Michl Maul machte sich zum Dolmetsch seines Vereins und widmete Johann Söhnlein einen ehrenden Nachruf. War dieser doch Gründer des Gesangvereins »Liederkranz« und hatte er sich hohe Verdienste um ihn erworben. Sein Weiterleben im Verein sei gewiß. »Näher, mein Gott zu dir«, der Choral, den der Verein eingeübt hatte, war der Abschiedsgruß seiner Sänger. Auch die Kriegerkameradschaft, der er als ältestes Mitglied 64 Jahre angehörte, ehrte Johann Söhnlein dankerfüllt. Vorstand Hans Lederer würdigte seine Verdienste und legte, wie der Gesangverein »Liederkranz«, als letzten Gruß einen Kranz nieder. Drei Böllerschüsse hallten über das offene Grab und die Fahne senkte sich grüßend zum letzten Mal, während die Musikkapelle den »guten Kameraden« intonierte. Johann Söhnlein war einer vom »alten Schlag«, der seinen Nachkommen viele vergilbte Notenblätter mit selbstkomponierten Landlern hinterläßt. Sein Sohn und seine Enkel werden diese bodenständigen Liedchen in Ehren halten und damit wird auch der Geist des »Wamperlhanni«, wie ihn der Volksmund nannte, weiterleben. (HZ 25.06.1964)